Gedanken zu Tod und Auferstehung

Tod und Leben, Sterben und Auferstehung, Fakten und Hoffnungen - Karfreitag und Ostersonntag inspirieren die Kunst und das Brauchtum, regen die Wirtschaft an, sind aber ohne den theologischen Inhalt letztendlich schwer begreifbar. Der “dramatische” Ansatz in der Theologie rückt die Verbindung von Gewalt und dem Heiligen ins Zentrum des Festes und sucht nach einem modernen Inhalt von Kreuz und Auferstehung. Dekan Jozef Niewiadomski zieht Parallelen:
Das Lamm als Ostersymbol
Das Lamm als Ostersymbol
Von außen betrachtet ist es ein Unglücksfall. Ein Mann in den besten Jahren fällt- und dies nicht nur auf die Nase. Nach einem kometenhaften Aufstieg stürzt er in die Bodenlosigkeit der Anschuldigung, der Isolation und des gewaltsamen Todes. Ein Zufall oder ein Exempel der tragischen Verstrickung? Dass Menschen immer schon unschuldig zum Handkuss kommen und teuer für das Missverständnis zahlen müssen? Dass trotz aller Beteuerungen der Mensch letztlich doch allein bleibt: auf dem Weg des Erfolgs, vor allem aber auf seinem eigenen Kreuzweg? Die Außenperspektive legt solche Vermutungen nahe, wird aber der Bodenlosigkeit des Geschehens nicht gerecht. Für Christen gibt es dieses Kreuz ohne die dazu gehörende Auferweckung nicht. Heißt dies nun, dass auch die Umkehrungen problemlos funktionieren? Dass nach dem Fall immer ein neuer Aufstieg kommt? Dass Menschen, die unschuldig zum Handkuss kamen, doch die Oberhand gewinnen werden? Dass Resignation sich automatisch zur Hoffnung wandelt? Alles einem Kreislauf nicht unähnlich. So wie der Frühling halt immer nach dem Winter kommt. Dass also Sterben und Leben bloß zwei Seiten von ein und derselben Medaille sind? Wie beim Phönix aus der Asche?

Ähnlichkeiten und Unterschiede

Die Ähnlichkeiten mögen zwar da sein, doch der Unterschied ist größer. Zum einen gibt es da noch die scheinbar bodenlose Sinnlosigkeit des Karsamstags. Radikale Totenstille! Und diese muss man zuerst aushalten. Da sind nur die Trauer und der Schmerz. Und nur die Sinnlosigkeit zerstörter Lebenshoffnungen. Zum anderen ist es aber noch der Glaube und auch das Vertrauen jenes Menschen in den besten Jahren, der letztlich mit dem Schrei der Gottverlassenheit starb. Wie kaum ein anderer schöpfte er seine Lebenskraft ja aus der Verbundenheit mit dem Gott des Lebens. Lange vor seinem kometenhaften Aufstieg und dem brutalen Abstieg glaubte er sich getragen von Gott, dem Liebhaber des Lebens. Aus dieser Kraft konnte er unzählige Menschen auf ihren Kreuzwegen begleiten. Sie gar auf andere Wege bringen. Heilen, Integrieren, Versöhnen! Warum endet dann aber sein eigener Lebensweg auf einem Kreuzweg? Für Christen besteht ein radikaler Unterschied zwischen dem Gott des Lebens und der Sinnlosigkeit des Todes. Am Karfreitag steigt aber Gott in Jesus von Nazareth in die Sinnlosigkeit hinab. Der Mensch gewordene Sohn Gottes fällt in diesem Geschehen so tief wie kein Mensch je zu fallen vermögen wird. Deswegen kann es für Christen auch keine Not und auch keine Sinnlosigkeit geben, die von diesem Gott nicht gewendet werden können. Karwoche und Ostern stehen also nicht für den Kreislauf und die Mechanik der Veränderung. Letztendlich stehen sie für das Geheimnis der Liebe. Und diese hat mit einem Kreislauf wenig zu tun.(red)