Haus der Architektur

Vergangenen Freitag wurde das neue „Haus der Architektur“ aus dem Komplex der ehemaligen Adambrauerei des bedeutenden Tiroler Architekten Lois Welzenbacher feierlich eröffnet. Ziel der Generalsanierung war die Unterbringung des Architekturarchivs der Uni Innsbruck und des gemeinnützigen Vereins „aut – Architektur und Tirol“.
Adambräu nach der Renovierung Dezember 2004
Adambräu nach der Renovierung Dezember 2004
Das Interesse an der Architektur war bereits am ersten Tag der Eröffnung übermäßig groß, sodass das neue Haus der Architektur nahezu aus allen Nähten platze. Dies war natürlich Grund zur Freude für die neuen Väter des Hauses Prof. Rainer Graefe, Leiter des Architekturarchivs, und Arno Ritter, vom „aut“. Auch Rektor Gantner ist erfreut über die erneute Positionierung der Universität, aber auch Innsbrucks als Architekturstadt: „Mit der Unterbringung des Architekturarchivs der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und des gemeinnützigen Vereins, „aut – Architektur und Tirol“, entsteht hier an diesem Standort ein Haus der Architektur – ein Schaufenster der Leistungsfähigkeit der Tiroler Architektur“, erklärt Rektor Gantner in seiner Eröffnungsrede.

Beeindruckende Architekturgeschichte
Innsbruck hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Architekturstadt entwickelt. Mit eindruckvollen Bauten wie einem der neuen Wahrzeichen Innsbrucks, der Sprungschanze am Bergisel von der Architektin Zaha Hadid, die im Vorjahr für dieses Bauwerk mit dem Pritzker-Architekturpreis ausgezeichnet wurde, dem neuen Innsbrucker Rathaus von Dominique Perrault, dem Umspannwerk der IKB AG von Ben van Berkel und dem neuen Innsbrucker Bahnhof von Roger Riewe/Florian Riegler. Auch auf universitärem Boden ist mit dem Neubau der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von Architekten Dieter Henke und Martha Schreieck ein architektonisch überaus eindrucksvolles Gebäude entstanden.

Tirol hatte aber immer schon eine bedeutende Architektur und Baukunst vorzuweisen: „Ich verweise für das Bauingenieurwesen hier nur auf den Bau der Karwendelbahn von Innerebner (1895) oder auf den Bau des Suezkankals durch Negrelli“ erläutert Gantner.

Hervorragende Kooperation
Als herausragendes Beispiel der Industriearchitektur haben die Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie die Stadt Innsbruck mit dem Sudhaus einen idealen Standort für die Errichtung eines Architekturarchivs gefunden. Unter der Leitung von Prof. Rainer Graefe vom Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege der Universität Innsbruck wird die systematische Erfassung, Ordnung und Ausstellung der Architektur der Region sichergestellt. Es soll hier ein wesentlicher Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes und zur universitären sowie außeruniversitären Architekturforschung geleistet werden. „Die Lücke im Netz von Architekturarchiven wird mit diesem Haus der Architektur für Tirol, und Westösterreich geschlossen“, freut sich der Rektor. Auch Stadtrat Dr. Georg Gschnitzer freut sich über die Errichtung des neuen „Hauses der Architektur“: „Denkmäler sind schön und wichtig. Noch schöner sind sie, wenn sie leben. Das garantieren uns die Nutzer, die dieses einmalige und zeichenhafte Gebäude zu einem Kompetenzzentrum für Architektur im Alpenraum werden lassen.“ Der Vorplatz des neuen Architekturhighlights der Stadt Innsbruck wird nun in Lois-Welzenbacher-Platz umbenannt, um die Bedeutung des großen Architekten der klassischen Moderne zu unterstreichen.

Sinnvolle Ergänzung zwischen Geschichte und Gegenwart
Mit dieser Einrichtung findet ein Teil der Architekturfakultät ihr neues zu Hause im Stadtzentrum und wird somit verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. „Damit wird aus universitätsstrategischer Sicht ein unumkehrbares Zeichen ihrer Existenz gesetzt und ein eindrückliches Bekenntnis der Universität für ihre Architekturfakultät abgelegt“, beschreibt Rektor Gantner die nunmehrige Situation: „Der Standort Innsbruck ist damit in Zukunft nicht mehr Teil der Standortdiskussion von Architekturausbildungen in Österreich“.

Mit der Unterbringung des „aut – Architektur und Tirol“ wird in der Innenstadt ein Architekturzentrum mit hoher Attraktivität für die breitere Öffentlichkeit entstehen. „Aut“ versteht sich als Präsentations- und Diskussionsplattform zeitgenössischer Architektur und ist somit eine ideale Ergänzung zum universitären Architekturarchiv. Gemeinsam können beide Einrichtungen effektiv für die Belange sowohl der aktuellen Baupraxis wie der historischen Baukultur eintreten. Gemeinschaftsveranstaltungen wie Architekturwettbewerbe und Ausstellungen werden das kulturelle Leben der Stadt wesentlich bereichern.

Finanzierung auch weiterhin gesichert
Die Gesamtsanierungskosten für dieses Projekt belaufen sich auf 3 Mio. €. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur investierte in den Umbau insgesamt 2,1 Mio. Euro. Die Stadt Innsbruck kam für die Grundkosten in der Höhe von 581.000 € auf und schoss für Sanierung und Einrichtung weitere 290.000 € zu. Außerdem hat die Landeshauptstadt die jährliche Subvention auf 40.000 € erhöht. Land Tirol und die Landesgedächtnisstiftung beteiligten sich mit jeweils 360.000 €.

„Die Universität war darum bemüht, Stadt und Land bei diesem Bauvorhaben finanziell völlig zu schonen“, zeigt Rektor Gantner auf. Die gesamten Fördermittel von Land Tirol, Tiroler Gedächtnisstiftung und Stadt Innsbruck kamen „aut“ zugute. Die Universität Innsbruck hat für die Inneneinrichtung weitere 290.000 Euro inkl. Mehrwertsteuer zur Verfügung gestellt und wird weiterhin pro Jahr rund 120.000 Euro für den Betrieb bereitstellen. Die Stadt Innsbruck stellt der Universität als Nutzer und Mieter dieses neue Zentrum auf Dauer zur Verfügung. Nach elf Jahren wird der Komplex in das Eigentum der Universität Innsbruck übertragen.

Zwei Ausstellungen zur Eröffnung
Das Archiv für Baukunst wurde mit zwei Ausstellungen eröffnet. „Tiroler Baukunst – ausgewählte Beispiele“ können im 6. Stock des neuen Architekturarchivs bestaunt werden. „Studenten in der Bauforschung.“ – Projekte des Instituts für Baugeschichte werden im 3. Stockwerk präsentiert. Die Werke können vom 15. Jänner bis zum 3. April in den Räumlichkeiten des neuen Architekturarchivs besichtigt werden. Gleichzeitig erhält der Interessierte einen ersten Eindruck über die neu renovierten Räumlichkeiten der alten Adambrauerei. Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 12.00 bis 17.00 Uhr/ Do. 12.00 bis 21.00 Uhr. (mer)