Symposium zum 20.Todestag von Claus Gatterer

Anlässlich des 20. Todestages von Claus Gatterer lud die Gesellschaft für politische Aufklärung am Institut für Politikwissenschaft und die Michael Gaismair Gesellschaft Bozen am Dienstag zu einem Symposium ein. Neben Referaten von Prof. Anton Pelinka, Prof. Günther Pallaver sowie Samuel Salzborn von der Universität Giessen (Deutschland) standen auch Ausschnitte aus Gatterers ORF-Sendereihe "teleobjektiv" am Programm.
Gatterer
Gatterer
Gatterers Denken und Wirken wurde in erster Linie durch die kritische Auseinandersetzung mit den Minderheitenproblematiken und den damit verbundenen Missständen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens geprägt. Der 1924 in Sexten in Südtirol geborene Claus Gatterer bekam die Probleme einer nationalen Minderheit bereits von Kindheit an zu fühlen und zog daraus Schlussfolgerungen, die beispielgebend sind: Nicht versteinernder Hass, nicht Überlaufen zum stärkeren Block, sondern Verständnis für die Lage der Schwächeren, Bekenntnis zu seiner Heimat und Achtung vor den Gefühlen der dort Lebenden anderer Nationalität. Überzeugender konnte die Anerkennung dieses Wirkens nicht sichtbar werden als bei seinem Begräbnis im Südtiroler Sexten 1984: An seinem Grab sprachen Tiroler aus dem Norden und dem Süden: "Du hast Deine Heimat, Dein Tirol, Dein Südtirol, Dein Sexten über alles geliebt - aber nicht blind, sondern mit kritischen Augen und stets getragen von der Sorge und dem Bemühen, dass dies Dein und unser Land gleichberechtigte Heimat für Deutsche, Italiener und Ladiner werden und bleibenmöge."

Claus Gatterer war seit 1948 als Journalist in Österreich tätig, unter anderem Redakteur der "Tiroler Nachrichten", der "Salzburger Nachrichten", des "Forum" und stellvertretender Chefredakteur des "Express". 
Im Jahr 1972 kam er zum Rundfunk, 1974 wurde er Leiter der Fernsehreihe "teleobjektiv". Zweimal wurde er mit dem Dr.-Karl-Renner-Preis, zweimal mit dem Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet. Überdies erhielt er den Fernsehpreis der österreichischen Volksbildung, Preis der Stadt Wien für Publizistik und den Preis der Südtiroler Presse zur Aussöhnung der Volksgruppen.
Zu den wichtigsten Anliegen Gatterers zählten die Minderheitenproblematiken und die kritische Auseinandersetzung mit Missständen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens. Claus Gatterer verstarb 1984, kurz nach seinem 60. Geburtstag, in Wien. Eines seiner wichtigsten Bücher ist "Schöne Welt, Böse Leut", erhältlich im Tourismusverein.

Pelinka gab in seinem Referat Einblick in drei wesentliche Themen, die mit Gatterers kritischer Liberalität in Verbindung gebracht werden können: Gatterers Widerspruch zu einem von (Ethno) Nationalismus und Patriotismus verzerrten Verständnis von Politik und Gesellschaft; sein Widerspruch zu einem ausschließlich vom Kalten Krieg geprägten Verständnis der Internationalen Politik und sein Widerspruch zu einer intellektuell verkürzten ("opportunistischen") Sicht des Nationalsozialismus.

Auf Gatterers eminent wichtige Rolle für den Aufbau einer friedlichen Koexistenz der unterschiedlichen Gruppen in Südtirol und die damit verbundene Befreiung von der Selbstbemitleidung verwies dann der zweite Referent Günther Pallaver und Samuel Salzborn ging schließlich näher auf den von Gatterer geprägten Begriff des "totalen Nationalismus" ein und auf Gatterers ständige Kritik an der Definition von Ethnizität als primärem Kriterium des Seins. (bb)