Notbeatmung im Weltraum

Anfang Juni wurden bei der 37. Parabelflugkampagne der Europäischen Weltraumorganisation ESA verschiedene Beatmungstechniken in der Schwerelosigkeit ausprobiert. Zwei Mitglieder der Crew, der Innsbrucker Astrophysiker Gernot Grömer und der Weltraumjurist Alexander Soucek, präsentierten mit einem Ärzteteam der Medizin-Uni am Freitag die ersten Ergebnisse.
Notbeatmung
Notbeatmung
Um auf medizinische Notfälle während eines Raumflugs richtig reagieren zu können, muss sich die Crew intensiv auf diese Extremsituationen vorbereiten, einerseits im Trockentraining auf der Erde andererseits unter den realen Bedingungen der Schwerelosigkeit im Raumschiff. Bei den letzten Parabelflügen der ESA wurden zwei gängige Techniken zur künstlichen Beamtung erstmals im schwerelosen Raum getestet: Die klassische Methode der so genannten endotrachealen Intubation und die Beatmung durch eine ProSeal Larynx-Gesichtsmaske. Die Mitglieder der vierköpfige Crew, bestehend aus Gernot Grömer vom Institut für Astrophysik, dem Salzburger Weltraumjuristen Alexander Soucek, der spanischen Telekommunikationsfachfrau Christina de Negueruela und dem dänischen Elektroingenieur Michael Thomson, waren medizinische Laien. Sie hatten die schwierige Aufgabe, innerhalb von nur 20 Sekunden Schwerelosigkeit die verschiedenen Methoden der Beatmung an einer Puppe durchzuführen, und das bei 90 Parabelflügen. Die medizinische Beratung dieses ADAMA-Experiments (Advanced Airway Management) übernahmen die Anästhesisten Christian Keller und Thorsten Haas von der Universitätsklinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin in Innsbruck.

Erste Ergebnisse
Zu 40 Prozent wurden beide Intubationstechniken erfolgreich angewendet, hieß es am Freitag bei der Pressekonferenz, aber nur, wenn die Beatmungspuppe zuvor fixiert worden war. Für Laien unter diesen schwierigen Bedingungen und nur mit einem Crashkurs sei dies ein gutes Ergebnis, meinte Keller. Grömer entdeckte auch eine neue Technik, den Inkubator einzuführen. Als er versuchte, die Puppe zu stabilisieren, stützte er seinen Arm auf ihren Brustkorb und konnte so die Beatmungshilfe ohne Probleme einführen. "Diese Technik spart Platz und könnte auch in Schächten oder bei Taubergungen Verwendung finden" erklärte Grömer die Vorteile.

Neue Erkenntnisse für die Notfallmedizin
Die Techniken und Trainingsprozesse, die innerhalb des ADAMA-Experiments durchgeführt wurden, sollen auch langfristig sowohl in die ärztliche Ausbildung als auch in den Rettungsdienst einfließen und damit zu einer Qualitätssteigerung in der Notfallmedizin führen. Somit profitieren nicht nur die Astronauten von dem Projekt, sondern auch die Patienten auf der Erde. Alleine in Tirol werden pro Jahr je etwa 50.000 Intubations- und Larynxmasken-Anästhesien durchgeführt (sp)